«Auf viele Sonnentage!» Mit diesen Worten schaltet Jürn Sanders, Chef des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FibL, die erste Agri-Photvoltaikanlage im Kanton Aargau ein. Sie steht auf dem Gelände des FibL im aargauischen Frick und erstreckt sich auf 600 Quadratmetern über eine Apfelbaumplantage.
In den nächsten 25 Jahren soll anhand drei solcher Anlagen im Kanton erforscht werden, wie viel Strom generiert werden kann und wie sich die Solarpaneele auf das Wachstum und den Ertrag der Kulturen auswirken. Das Forschungsprojekt kostet rund 10 Millionen Franken.
Strom und Früchte ernten
Mit Agri-Photovoltaik sollen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Über die Solarpaneele wird Strom produziert. Gleichzeitig sollen die Paneele die Kulturen vor zu starker Sonneneinstrahlung oder Hagel schützen.
Die Paneele unterscheiden sich von den dunklen Platten, die üblicherweise auf Hausdächern zu sehen sind. In Frick sind sogenannte Glas-Glas-Module im Einsatz. Das heisst: Zwischen zwei Glasscheiben sind die Solarzellen eingebaut.
«Die Paneele lassen rund die Hälfte des Sonnenlichts durch», erklärt Matthias Müller, Leiter der kantonalen Abteilung Landwirtschaft. «Sie geben den Bäumen Schatten und schützen die Kulturen vor Starkregen oder Hagel.» Im besten Fall erntet man also nicht nur Strom, sondern kann sogar die Erträge steigern.
Aargauer Projekt hebt sich ab
Der Aargau ist dabei nicht der erste Kanton, der Agri-Photovoltaik einsetzt. In Walperswil im Kanton Bern zum Beispiel ist eine ähnliche Anlage bereits seit letztem Jahr im Einsatz. Auf einer Fläche von 20 Aren werden dort Himbeeren und Erdbeeren unter Solarpanels angebaut.
Speziell am Aargauer Projekt ist jedoch, dass das ganze Teil eines Forschungsprojekts ist. Müller erklärt, dass auf einer zweiten Testanlage ab dem nächsten Jahr zum ersten Mal Agrar-Photovoltaik im Ackerbau getestet werden soll. In einer dritten Anlage sollen später Kühe unter den Solarpanels weiden – die Photovoltaikanlage würde dann also über Grünland installiert.
Der Agri-Photovoltaik wird grosses Potenzial zugeschrieben. So kommt die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW in einer Studie zum Schluss, dass man damit theoretisch mehr als 300 Terawattstunden Strom generieren könnte. Das ist fünfmal so viel wie der gesamte Stromverbrauch der Schweiz.
Die ZHAW betont jedoch, dass zuerst die positiven Auswirkungen auf die Landwirtschaft nachgewiesen werden müssen. Nach geltendem Recht darf die Agri-Photovoltaik die landwirtschaftliche Produktion nämlich nicht schwächen. Die Forschenden des AgriSolar Projekts im Aargau hoffen, den positiven Effekt der Solaranlagen mit ihrem Pilotversuch zu belegen.